Sie sind hier: Startseite » Verein » Über uns

Freies Wort 11.06.2008

Vergleichbar oder nicht vergleichbar?

Die AWG will mehr Geld für‘s Wohnen, der Mieterbund erst mal reden.

SUHL– Die Stimmung ist gereizt. Im Gemeinschaftsraum des Hauses der Volkssolidarität in der Auenstraße 80 geht es um ein stets brisantes Thema – Mieterhöhungen. Und die meisten der etwa 70 Frauen und Männer, die aus den umliegenden Blocks kommen, sind nicht gut zu sprechen auf die Pläne der AWG „Rennsteig“, für 2 382 Wohnungen im Stadtgebiet sowie in Oberhof und Zella-Mehlis die Kaltmiete um bis zu 40 Euro zu erhöhen.

Sie schimpfen an diesem Abend über den Lärm auf der Straße – „Ich kann keine Nacht durchschlafen“ –, über angeblich versäumte Modernisierungsmaßnahmen des Vermieters – „Jetzt wollen die mehr Geld haben, obwohl wir das Bad selbst fliesen mussten“ – und über den Ton in den Schreiben, die die Mieterhöhungen ankündigten – „Die drohen einem sofort mit dem Gericht“.

Eingeladen zu dieser Veranstaltung, die kürzlich stattfand, hat der Mieterverein Suhl und Umgebung. In den letzten Wochen hatte er ähnliche Veranstaltungen in vielen Wohngebieten durchgeführt, um „zu erklären, wie sich die Mieter verhalten können, wenn die Erhöhung kommt“, sagt Georg Seidler. Für den Mieterverein führt er die Veranstaltung durch.

Jetzt steht er selbst unter Beschuss; viele Menschen verwechseln ihn mit einem AWG-Vertreter. Sätze wie „Wir haben grundsätzlich nichts gegen Mieterhöhung“ helfen ihm da schon gar nicht. Dass er dafür ist, im Einzelfall genau zu prüfen, ob die Mehrforderungen gerechtfertigt sind, geht im allgemeinen Tumult unter.

Petra Letz, kaufmännischer Vorstand der AWG, kann die aufgeladene Stimmung bei solchen Treffen nicht nachvollziehen. Eine Mieterbefragung, die vor etwa einem halben Jahr stattfand, habe keine derartige Unzufriedenheit gezeigt, sagt sie. Und: Die Mieterhöhungen seien unumgänglich. Aus zwei Gründen. Zum einen aus der wirtschaftlichen Lage heraus. „Wir machen noch immer Verluste aus der Hausbewirtschaftung.“ Da aber der Vorstand verpflichtet sei, die Genossenschaft zukunftssicher zu machen, werde dieser Schritt nötig. Und es gehe darum, den Gleichheitsgrundsatz – gleiche Miete für gleiche Wohnungen – stärker als in der Vergangenheit umzusetzen. „Deshalb haben wir in den vergangenen eineinhalb Jahren im Dialog mit Mietern und Genossenschaftlern die Wohnwertmiete entwickelt.“ Auf deren Grundlage erfolgten nun die Mietanpassungen, die bisher alle nach oben ausfielen.

Die Sache mit der Berechnung sehen viele Mieter und der Mieterbund anders. Es seien, sagt Seidler, Wohnungen als Begründung der Kostensteigerung angegeben worden, „die nicht vergleichbar sind“. Grund genug, dass der Verein Betroffenen rät, das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen und Unstimmigkeiten zu klären. „Nicht gleich zum Gericht, sondern erst in einem sachlichen Gespräch“, so Seidler. Die AWG zeigt sich dazu immerhin bereit – im Grundsatz. Die Miete sei zwar nicht verhandelbar. Sollten, so Petra Letz, allerdings Fehler bei der Mietberechnung passiert sein, werde man diese selbstverständlich korrigieren.

Quelle: Freies Wort 11.06.2008

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen